Die Logen der FGLD verstehen sich als Gemeinschaften, deren Mitglieder sich weder über Besitz, noch über einen beruflichen oder familiären Status definieren. Materielle oder gesellschaftliche Vorteile durch die Mitgliedschaft in einer Loge dürfen deshalb nicht erwartet werden. Aktivitäten zu Auftragsakquisen oder anderen geschäftlichen Vorteilsnahmen sind nicht erwünscht. Was in der Loge zählt, sind die persönlichen Wertvorstellungen, Stärken und Besonderheiten, die jede Einzelne in die gemeinsame Arbeit einbringt.
Die Logen sind vereinsrechtlich organisiert. Mit der Aufnahme ist deshalb eine Vereinsmitgliedschaft verbunden.
Die Aufnahme volljähriger, freier Frauen in eine Loge erfolgt ohne Ansehen religiöser Bekenntnisse, der Staatsangehörigkeit oder politischer Überzeugungen, um Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit zu garantieren. Im bundesweiten Dachverband der 1982 gegründeten Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD) sind die Logen Mitglieder. Innerhalb aller Organisationsstrukturen gelten die jeweilige Satzung sowie die Logen- bzw. Großlogenordnung.
Die Logen verstehen sich als Ort der Begegnung in gegenseitiger Achtung, Wohlwollen und in Respekt voreinander. Die Logengemeinschaft ist ein Vertrauensraum für intensiven Gedanken- und Erfahrungsaustausch über Themen aus dem Weltgeschehen, gesellschaftliche Entwicklungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Fragestellungen.
In der bewussten Auseinandersetzung mit menschlicher Vielfalt soll sich der Blick für zwischenmenschliche, generationsspezifische und kulturelle Unterschiedlichkeiten öffnen. Die Begegnung auf Augenhöhe setzt die Bereitschaft der Logenmitglieder voraus, sowohl persönliche Wertmaßstäbe als auch religiöse und politische Dogmen kritisch zu hinterfragen und sich mit diesen vorurteilsfrei auseinanderzusetzen. Bei unterschiedlichen Meinungen und Vorstellungen wird ein tolerantes Aufeinander-Zugehen angestrebt.
Die freimaurerische Arbeit beinhaltet den selbstständigen und flexiblen Erwerb eigenen Wissens ebenso wie die Umsetzung gewonnener Erkenntnisse innerhalb des individuellen Lebensbereichs. Freimaurerinnen und Freimaurer sprechen grundsätzlich nur in ihrem eigenen Namen. Sie denken und handeln selbstverantwortlich. Die Erarbeitung einer persönlich vertretbaren Ethik ist eine Aufgabe, in die man hineinwächst, und die lebenslang aktuell bleibt.
Die Werte und Einstellungen einer an Humanität ausgerichteten Lebenshaltung werden in der Freimaurerei auf ganz besondere Weise lebendig durch die regelmäßige Praxis von Ritualen.
Die freimaurerischen Rituale versinnbildlichen in ihrem Ablauf, ihren Inhalten und Formeneinideales, überzeitlich und kulturübergreifend gültiges Modell menschlicher Persönlichkeitsentwicklung und eines humanen Miteinanders. Die Bilder und symbolhaften Handlungen wirken geistig und emotional auch außerhalb des Rituals weiter. Die Wirkung hängt immer vom einzelnen Individuum ab, und die Qualität der Ritualarbeit wird bestimmt durch das Engagement der Mitarbeitenden. Aus dem freimaurerischen Ritual lässt sich lebensorientierende Kraft schöpfen. Es vermittelt religions- und kulturübergreifende Einblicke in das, was das Menschsein ausmacht und gleichzeitig über den Menschen hinausweist.
Die rituelle Aufnahme betont das bewusste Erleben des Übergangs von einem Lebensabschnitt in den anderen, macht Menschen zu Mit- gliedern der Logengemeinschaft und markiert den Beginn einer neuen Lebensphase. Mit dem Ziel, Maßstäbe für ethisch verantwortliches Handeln im Alltag zu entwickeln, besitzt das freimaurerische Ritual einen ausdrücklich lebensweltlichen Bezug.
Voraussetzung für die freimaurerische Arbeit sind Eigeninitiative, Eigenverantwortung und eine ernsthafte Arbeitshaltung sowie Neugier und Offenheit. Logenarbeit gelingt nur dann, wenn sich jede Einzelne mitverantwortlich fühlt, regelmäßig an den Arbeiten teilnimmt und ihre Talente so einbringt, dass ethische Orientierung, rituelles Geschehen und menschliches Miteinander für alle zufriedenstellend erlebt werden können.
Teil des Aufnahmerituals ist das offizielle Ablegen eines Gelöbnisses, mit dem man sich vor sich selbst verpflichtet, die Bereitschaft aufzubringen,
• sein Leben in den Dienst der Humanität zu stellen,
• menschlicher Begegnung und gegenseitiger Anregung Wertschätzung entgegenzubringen,
• Offenheit für unsere Zeit und Interesse an den Fragen unserer Welt zu zeigen.
Das Gelöbnis steht in keinem Widerspruch zu den sittlichen, religiösen und bürgerlichen Pflichten der Einzelnen und kann vor der Aufnahme eingesehen werden. Der Antrag auf Aufnahme in eine Loge kann nur nach eigenem freien Willen und Entschluss gestellt werden.
Durch Beschäftigung mit Themen wie Freiheit, Persönlichkeitsentwicklung, Selbsterkenntnis, Ganzheitlichkeit von Denken, Fühlen und Handeln, Gleichwertigkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, Toleranz, Verantwortung, Selbstorganisation, Kommunikation auf gleicher Ebene, staatsbürgerschaftliches Engagement etc., können Frauen wie Männer im Rahmen freimaurerischer Arbeit ihren Anteil zur weiteren Entwicklung einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft beitragen.
Freimaurerische Ideen und Ideale sowie deren lebensweltliche Umsetzung besitzen als humanistisches Erbe stets neue Dringlichkeit.